Der Übergang von der Familie in die Krippe ist sowohl für die Eltern als vor allem auch das Kleinkind eine ganz besondere Zeit. Die Kleinkinder sollen der Einrichtung nicht nur durch ihre Eltern anvertraut werden, sondern sie sollen sich vor allem selbst angenommen fühlen. Damit dieses möglichst harmonisch ablaufen kann, braucht es zunächst Rahmenbedingungen, die es dem Kind ermöglichen, sich auf eine andere Umgebung und auf andere, neue Bezugspersonen einzulassen. Das heißt, die Krippe muss jeder Familie und jedem einzelnen Kind in seiner Einmaligkeit auch würdig sein, und daher sorgen die Betreuerinnen für eine einladende Atmosphäre voller Aufmerksamkeit, Freude und Engagement. Für ein erstes gegenseitiges Kennenlernen von Familie mit Kind und Betreuerinnen werden bereits im Vorfeld der Eingewöhnung Besuchszeiten vereinbart (gemäß Münchner Modell).
Im weiteren Verlauf der Eingewöhnung geht das Team, sich am Bindungskonzept orientierend, ganz individuell und sensibel – in Anlehnung an das so genannte Berliner Modell –auf das jeweilige Kind und seine Familie ein.
Davon ausgehend, dass jedes Kind bedingt durch seine einzigartige Vorgeschichte seine eigenen Erfahrungen und Verhaltensweisen hat, konzentriert sich das Team anfangs darauf, diese Zusammenhänge sehr behutsam herauszufinden, um den Bedürfnissen gerecht zu werden. Das neu aufzunehmende Kind kommt mit einer Bezugsperson, oft die Mutter, anfangs zu Besuch; die Zeiten werden nach und nach ausgedehnt. Eine Erzieherin wird während dieser Zeit zunehmend zur Bezugsbetreuerin für das Kind, indem sie sich intensiv mit dem anwesenden Elternteil austauscht und mit aufkommen-dem Interesse des Kindes auf dessen Spiel eingeht. Je mehr die Erzieherin von den Eltern als Kontaktperson und als verlässliche Hilfe für das Kind anerkannt wird, desto eher erscheint sie dem Kind auch als vertrauenswürdig. Dann kann sich die Mutter nach und nach aus dem Geschehen in der Einrichtung zurück-ziehen, bis das Kind schließlich voller Vertrauen und Geborgenheit alleine in der Gruppe bleibt, und auch die Mutter voller Zuversicht ist. Dabei sind immer die sich entwickelnde Erzieherin-Kind-Beziehung und der bewusste Abschied zu beachten. Ein recht zuverlässiges Indiz für das Vertrauen des Kindes in die Erzieherin ist der Umstand, dass es sich bei Bedarf, zum Beispiel bei Streitereien mit anderen Kindern, von der Betreuerin trösten lässt. Dann kann man von einer neuen Bezugsperson des Kindes sprechen kann. Alles in allem läuft diese Eingewöhnungsphase sehr unterschiedlich ab, sie dauert in der Regel zwei Wochen oder auch mal länger (zum Beispiel bei Krankheit des Kindes), und das Kind ist dann für den Vormittag über in der Einrichtung. Anschließend wird die tägliche Betreuungszeit für das Kind mit Mittagessen, Mittagsschlaf mit den individuellen Ritualen, die wiederum in Ruhe zwischen Betreuerin und Eltern abgesprochen werden, ausgedehnt. Zudem erhält das Kind bewusst vermehrt Gelegenheiten, sich weiter der Gruppe und den anderen Betreuerinnen zuzuwenden, damit es sich schließlich in der gesamten Einrichtung rundum wohl und geborgen fühlt.